Grüne Rasenflächen im Mittelmeerraum trotz Hitze und Trockenstress
Jedem Italien- oder Spanienurlauber sind sie schon aufgefallen, die leuchtend grünen und dichten Rasenflächen im Süden. Doch wie ist das möglich bei der dort vorherrschenden Trockenheit und den hohen Temperaturen während der Rasenflächen in unseren gemässigteren Breiten bei den aktuellen Wetterbedingungen vertrocknen.
Die Erklärung ist ganz einfach: Bei den verwendeten Rasengräsern im Süden handelt es sich um sogenannte Warm-Season-Gräser. Diese Gräser sind besonders Hitze und Trockenheit verträglich. Die am meisten verwendete Art ist das Bermuda-Gras (lat. Cynodon dactylon). Diese gehört wie Mais zu den C4 Pflanzen und kommt trotz hoher Temperaturen mit sehr wenig Wasser aus. Hat sich Bermudagras einmal etabliert verdrängt es durch seinen dichten Wuchs und seinen unzähligen Ausläufern alle anderen Gräser. Es bildet die bekannten dichten und federnden Rasenflächen. Die ober- und unterirdischen Ausläufer (Rhizome) können dabei eine Länge von bis zu 1 Meter erreichen.
Der Blütenstand, auch Fingerähre genannt, bildet eine unzählige Anzahl an neuen Samen aus, die sich beständig auf der Fläche verteilen. Sollten sich kahle Stellen ergeben, werden diese sehr rasch durch neue Pflanzen, die sich aus den Samen entwickeln, geschlossen.
Bei all diesen Vorteilen stellt sich die Frage, warum wir diese Rasengräser nicht auch in der Schweiz einsetzen können, um der Trockenheit zu begegnen. Bermuda ist wie alle Warm-Season-Gräser an warme und trockene Bedingungen angepasst. Mit tiefen Temperaturen kommt es hingegen überhaupt nicht zurecht und die Blätter sterben beim ersten Frost sofort ab. Die Pflanze fällt somit ab Oktober/November bis in den April hinein in einen Ruhezustand. Bei starken Frösten überleben lediglich wenige Rhizome und beginnen dann ab Mai wieder auszutreiben. Die Rasenfläche ist jedoch vom Spätherbst bis ins Frühjahr komplett braun und wenig ansprechend. Ausserdem können sich in dieser Zeit Unkräuter und Fremdgräser in der Fläche ausbreiten.
Lediglich in warmen Regionen und geschützten Lagen überdauert Bermudagras ausreichend gut, um auch im Frühjahr wieder eine ansprechende Grasnarbe zu bilden. In der Schweiz sind dies die Regionen Nordwestschweiz entlang des Hochrheins oder um den Genfersee herum. Doch auch dort sollte die Verwendung von Bermuda-Gras sehr gut überlegt werden. Konnte es sich einmal auf einer Fläche etablieren, kann es sehr schnell auf Nachbarflächen übergreifen und ist kaum noch zu bekämpfen. Die Rhizome und Wurzelausläufer sind dann nicht mehr in den Griff zu bekommen. Somit darf es durchaus als Neophyt bezeichnet werden.
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